Museale Ansichten

POSTED : March.2021

Der vorliegende Bildband entstand aus einem umfangreichen Fundus an Fotografien, die in einem Zeitrahmen von über 10 Jahren entstanden sind. Sie beschreiben anhand verschiedener Sujets mein subjektives Erleben von Kultur, Kunst und Architektur. Diese reichhaltigen Inspirationsquellen und Kunstschätze fand ich in zahllosen Museen und Ausstellungen im Herzen Europas. In den Kunst- und Kulturzentren habe ich viele dieser reizvollen Objektwelten entdeckt und mittels Fotografie in Szene gesetzt.

Solche Begegnungen mit großer Kunst in einem kompakten Bildband zu präsentieren, motivierten mich umso mehr, weil sie aus einer „anderen Zeit“ des Kunstgeschehens stammten, das aus derzeitiger Sicht eine Art Retrospektive darstellt. Ihre Auswahl ist eine Erinnerung in die nahe Vergangenheit, in der Reisen zur Kunst und Kultur selbstverständlich und problemlos waren und das Leben wann immer gewollt bereicherten. Mittlerweile lässt sich dieses Lebensgefühl in der weltweiten pandemischen Situation nur noch in der Vergangenheitsform beschreiben. Der lebendige Kunst- und Kulturbetrieb ist derzeit eingefroren und findet, wenn überhaupt nur noch in den Köpfen oder Medien statt. Die Nähe zu den großartigen Werken menschlicher Kreativität wurde durch die medizinisch bedingte Notwendigkeit einer Quarantäne jäh unterbrochen. Der so entstandene kleinere Aktionsradius jedes Individuums bringt viele Menschen in eine Art innere Emigration und Zwangslage, in der die aktuelle Kultur und Kunst nur noch virtuell rezipiert werden kann. Was für ein Verlust und was für eine Reduktion der Lebensqualität. (siehe Buch Museal)

Museen sind mitunter deswegen magische Orte, weil sie mit ihren ausgestellten unikalen Exponaten ein bedeutungsvolles Wertpotenzial für die Gesellschaft darstellen und vermitteln. Sie kommunizieren ihren Wertgehalt und stellen sie ins Rampenlicht einer kollektiven Wahrnehmung. Im Kontext von perfekter Präsentationskultur werden Ausstellungsstücke oft populär und zu stilbildenden Ikonen.

Das Buch MUSEAL versucht durch unterschiedliche Sujets und Inhaltsschwerpunkten das enorme Spektrum des internationalen Kunstschaffens mit einer Reihe ausgewählter exemplarischen Beispielen darzustellen. Nicht nur separierte Kunstobjekte und Skulpturen sind dabei interessant, sondern auch ihr jeweiliges museales Umfeld von Interieur und Exterieur. Inzwischen bildet die Extravaganz von Museumsarchitekturen die Basis für großartige Besuchererfolge und das daraus resultierende gesteigerte Interesse an Bildender Kunst.

 

Der interdisziplinäre Perfektionsgedanke im gesamten musealen Geschehen fasziniert mich stets aufs Neue. Innovative Museumsarchitekturen zeigen was technisch und gestalterisch möglich ist und werden oft zu Kathedralen unserer Zeit. Ihre spektakulären Formen und Materialien überraschen und inspirieren und sind für mich Anlass genug sie fotografisch umzusetzen. So steht das komplexe Zusammenspiel ihrer gestalterisch spezifischen Ordnungssysteme von Raum, Form und Licht im Fokus dieser fotografischen Arbeit.

Sekundär und weniger wichtig bei der Betrachtung von Kunstwerken waren mir die großen Namen ihrer Schöpfer, sondern eher die visuellen Besonderheiten ihrer Werkpräsentation vor Ort. So begreife ich die vorliegende Bildserie nicht als Dokumentation, sondern eher als gestalterische und subjektive Reflektion von der Realität des Gesehenen. In der Bildkategorie „Rezeption“ interessierte mich die Interaktion zwischen Publikum und Ausstellungsobjekt.

In Rückbesinnung auf Tage des unbeschwerten Kunstgenusses vor der Covid-Pandemie, die noch vor dem Jahr 2020 möglich war und dort zur Normalität des Alltags gehörte, habe ich diese bildnerische Erinnerungstücke aus verschiedenen musealen Bereichen gebündelt und in ein themenstrukturiertes Portfolio integriert. Heute in der starken Sehnsucht nach direktem Kulturkontakt wirken diese Bilder umso bedeutsamer und schätzenswerter.

 

Der Mangel macht deutlich, dass die Güter der Kultur wahre Schätze sind und mit Licht unsere Seelen erfüllen. Dieses Bedürfnis wird umso spürbarer, je länger man sie vermissen wird. Es ist ein Verlust der nicht zu kompensieren ist, auch nicht durch die hyperfunktionalen Dinge unserer makellosen Konsumwelt. In Anlehnung zur Symbolik des Buchtitels hoffe ich, dass dieses Licht bald wieder zu scheinen beginnt!  Friedrich Don März 2021