Woodworks

POSTED : May.2022

Fasziniert von der puren Optik des komplexen Biowesens Baum entstanden zwischen 2012 und 2017 verschiedene fotografische Portfolios. Unter dem gemeinsamen Arbeitstitel „woodworks“ wurden in unterschiedlichen Themengruppen rein visuelle Aspekte und formale Entdeckungen des Objektes Baum abgelichtet. Unabhängig von seiner dominanten ökologischen Bedeutung standen ausschließlich die Anmutung und Poesie seiner vielschichtigen Gestalt im Fokus.

Woodwork 1 – wooden skins
Das Thema der ersten Werkgruppe – woodworks 1 – mit dem Titel „wooden skins“ zeigt Oberflächenbilder aus dem Borkenbereich verschiedenster Baumarten. Wobei die Baumart für mich weniger relevant war als ihre konkrete fotografische Detailgestalt, die durch viele äußere Einflüsse und innerbiologische Prozesse erschaffen wird. Wundersame Texturen und Strukturen begeisterten mich und standen mir als isoliertes Sujet für die fotografische Reproduktion bereit. Feinst abgestufte Farbnuancierungen und fremdartige Linien und Vernetzungen überziehen den runden Borkenmantel und geben ihre Einzigartigkeit als bewunderungswürdige Charaktere preis. Hochästhetische Gebilde, die ihre Formqualitäten nicht nur durch ihren artspezifischen weichen Holzkörper erworben haben, sondern vielmehr durch mannigfaltige chaotische äußere Einwirkungen. Mutierende Flächenobjekte, die nur das Kameraauge fixieren kann. Es ist die Sichtbarmachung einer Ästhetik, die durch langdauernde und latente Prozesse von Mutter Natur bestimmt werden.
(siehe Buch Wooden Skins)

 

Woodwork 2 – tree marks
Das Thema der zweiten Werkgruppe – woodworks 2 – mit dem Titel „tree marks“ präsentiert spezifische Bildfunde aus unserer zeitgenössischen Waldkultur. Es ist der signifikante Ausdruck menschlichen Tuns innerhalb unserem unmittelbaren Umweltbereich – dem Wald. Für mich sind es visuelle Entdeckungen, die sich durch ihre ausgeprägte Farbigkeit und subtiler Zeichnung aus dem Grünspektrum jenes Naturraums augenfällig heraushebt und auffallend kontrastiert.

In der Rubrik „Paint Marks“ verbinden sich abstrakte Leuchtfarbflächen und diverse Farbspuren provokativ mit der Natur des Baumes. „Route Marks“ das zweite Thema zeigt minimalistisch diverse Orientierungszeichen des Waldes. In „Scratch Marks“ werden sichtbar signifikante Verletzungen im Stammbereich unterschiedlicher Waldbäume in Szene gesetzt und im vierten Teil zeige ich einige reizvolle Sägeschnitte mit kodifizierten Schrift- und Farbmarkierungen aus dem forstwirtschaftlichen Alltagsbetrieb. Im letzten Themenbereich „Typo Marks“ sind ausschnitthaft Kalligrafien zu sehen, die von derben Waldarbeiterhänden rein zweckmäßig gezeichnet wurden – dennoch sich als subtile und sehenswerte Schriftkompositionen darstellen lassen.
(siehe Buch tree marks)

 

Woodwork 3 – tree worlds
Das Thema der dritten Werkgruppe – woodworks 3 – mit dem Titel „tree worlds“ zeigt Baum- und Waldbilder aus unterschiedlichen Regionen von Europa | Afrika | Asien | Süd- und Nordamerika und meiner Heimat Deutschland. Mit dem subjektiven Blick des Fotografen zeige ich das Objekt Baum in unterschiedlichen Konstellationen seines natürlichen Umfelds und an verschiedenen Orten unseres großartigen Planeten Erde. Es ist der Versuch die anonyme Naturschönheit und Charaktere einzelner Bäume, Baumgruppen oder ganzer Waldstücke in einem Bildband zu vereinen. Es ist auch eine Hommage an ein archaisches Urwesen, das bis heute unser aller Leben und Sinne bereichert.

Abgesehen von seiner absolut biologischen Vernetzung mit unserer Umwelt, sind die Baumwelten auch Garant für unser menschliches Überleben in vielerlei Hinsicht. Sie geben dem Menschen zusätzlich den notwendigen Halt und Stimulanz, die er in einer immer schneller sich veränderten technologischen Welt dort nicht allein finden kann. Im Zitat „Erst stirbt der Baum, dann der Mensch“ steckt dramatisch diese Wahrheit und Logik zugleich und deutet unmissverständlich auf die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur hin. Damit meine ich nicht nur die biologisch-ökologische Dimension, sondern auch die innewohnenden psychologisch-sinnlichen Wirkkräfte. Ihre kausalen Beziehungen sind mit unserer menschlichen Spezies aufs engste verknüpft.
(siehe Buch tree worlds)

 

Woodwork 4 – winter tree

Das Thema der vierten Werkgruppe – woodworks 4 – mit dem Titel „winter tree“ präsentiert winterliche Baumwelten in betont reduziert grafischer Form. Im ersten Thema „Tree Sculptures“ zeigen sich hauptsächlich solitäre Bäume als skulpturale Naturobjekte innerhalb ihres winterlichen Umfelds. In „Black&Whites“ dem zweiten Thema sieht man filigrane Baumsilhouetten in klassischer Schwarz-weiß Fotografie. Im nachfolgenden dritten Bildteil „Tree Structures“ werden in gleicher Manier Baumstrukturen wie Geäst und Zweige auf weißem Hintergrund wie eine sensible Strichgrafik präsentiert. Im letzten Thema „Winter Atmospheres“ stehen atmosphärische Baumlandschaften im Mittelpunkt und offenbaren ihre jahreszeitliche Ausstrahlung in ihrer ganzen Schönheit.

In den Wintermonaten von Dezember bis Februar entwickeln Bäume auf mich eine ganz besondere visuelle Reizwirkung. Wenn sie ihr üppiges Blattkleid abgelegt haben, kann man ihr phantastisches hölzernes Skelett und ihre interessante Gestalt bewundern. Für mich als grafisch orientierter Mensch werden jetzt Strukturen sichtbar, die sich als wahre Wunderwerke darstellen. Komplexe Liniennetze verbinden sich mit der Klarheit und Strenge einer Winterstimmung. Monochrom reduzierte Farbigkeit lenkt den Fokus auf das Wesentliche. So werden Linien und Strukturen zu wichtigen Bildinhalten und lässt Fotografisches grafisch erscheinen, was meiner generellen bildnerischen Intention entspricht.
(siehe Buch winter tree)