Fiktive Skulpturen

POSTED : July.2025

Die Zusammenarbeit zwischen menschlicher Kreativität und KI ermöglicht es, künstlerische Intentionen neu zu definieren und zu interpretieren. Dennoch bleiben meine kreative Kontrolle und meine individuelle Handschrift im Zentrum meines Schaffensprozesses erhalten. KI dient mir als unterstützendes Werkzeug, nicht als Ersatz.

Konkret habe ich mit der Erzeugung spezifischer Landschaften begonnen, die sich durch spezifische Wetter- und Lichtstimmungen individualisieren. Sie bildeten die Basis für ein durchgehendes Bildkonzept, das sich im weitesten Sinne an meinen aktuellen zweidimensionalen eWork-Grafikserien orientiert. Inhaltlich setzen sich diese grafischen Arbeiten mit Farbe und Geometrie auseinander. Dabei hat mich eine geometrische Form besonders fasziniert: die Ellipse. Ich wollte nun mit der KI-Bildgenerierung ihre Dynamik, ihre Symbolik und ihre Assoziationswirkung als dreidimensionales Objekt simulieren und variieren, um sie in unterschiedliche Landschaftsszenarien zu integrieren. Als elliptische bzw. ellipsoide Körper wurden sie zum Mittelpunkt einer umfangreichen Bildserie mit dem Titel „Fiktive Skulpturen“.

(zum Katalog Fiktive Skulpturen) 

KI-Bildgenerierungen sind prädestiniert für fiktionale Bilddarstellungen, die mit vorstellbaren Hyperrealitäten jonglieren. Die Idee des Bildkonzepts war es auch, unterschiedliche Skulpturen mit einer konsequenten künstlerischen Handschrift zu erzeugen, in der Absicht, sie mit einem signifikanten, passenden Landschaftstypus zu verbinden. Diese Korrelationen waren Gegenstand dieser KI-basierten Werkreihe, die sich fast spielerisch zu einer Art globalem Skulpturenpark entwickelte. Die unterschiedlich geformten plastischen Objekte erhielten spezifische Materialeigenschaften mit entsprechender Oberflächencharakteristik, wie beispielsweise Rost oder Glanz. Alles war möglich.

Von glänzendem Edelstahl bis zu rauer Terracotta, von farbig eloxiertem Aluminium bis zu transluzentem Glas, von glatten und rauen Steinoberflächen bis zu aufgeblasenen Kunststoffhüllen wirken all die plastischen Körperformen in ihrer jeweiligen Oberflächenstruktur authentisch. Ein Sammelsurium kontrastierender Oberflächenerscheinungen belebt Landschaftscharaktere aus verschiedenen Teilen der Erde. Vom hohen Norden bis in den tiefen Süden präsentieren sich provoziert beschriebene Lichtstimmungen und Wetterphänomene erstaunlich realistisch.

Ein kreatives Vergnügen, das das Unmögliche möglich machte und dennoch bei jeder Bildkreation die eigene gestalterische Diszipliniertheit bediente und kontrollierte. So bewegte sich der bildnerische Prozess ständig zwischen Alternativbildung und komplexer Auswahl. Ein Schaffenszustand, den ich in meiner künstlerischen Arbeit so noch nicht kannte. Es war ein Gefühl, als wäre ich der berühmte Fisch im Wasser.

Die Kunst besteht darin, neue Bildwelten zu beschreiben und sie hinsichtlich der eigenen ästhetischen Vorstellung auszuwählen. Genau hier liegt die Schnittstelle in der Zusammenarbeit mit künstlicher Intelligenz. Der Gestalter entwickelt die Vorgaben, die dann von KI wertfrei, manchmal auch irrtümlich, ausgeführt werden. KI-Tools bieten die Möglichkeit, dem Nutzer komplexe fertige Alternativen anzubieten. Die Hoheit der Auswahl hat jedoch schlussendlich der Gestalter, also die menschliche Intelligenz und seine ästhetische Kompetenz.

Das Projekt „Fiktive Skulpturen“ ist der Versuch, neue Bilder und imaginäre Objekte zu realisieren, die bereits latent und zusammenhangslos in unerschöpflichen Datenressourcen in Megaservern als Einzelkomponenten bereitliegen. Erst der menschliche Gestaltungswille führt das Bild im Endeffekt zu einem qualitativen und bewussten Endresultat und Ganzen zusammen. Das generierte Bild erhält so erst seine besondere Bedeutung und Originalität.