Der Fotoband „Dark Skies“ zeigt facettenr
eich die großartige Wandlungsfähigkeit und Gestaltbildung, die uns Abend- und Nachthimmel ästhetisch bieten können. Es sind geheimnisvolle Räume, die sich außerhalb unseres normalen Bewegungshorizontes befinden.
Wir erleben es fast jeden Tag. Scheinbar schwerelos und unberechenbar ziehen monumentale Wolkenmeere über unsere Köpfe und Sinne hinweg, ohne dass sie aber das geringste Interesse unserer überstrapazierten Sehnerven erwecken können. Nur dann, wenn sie im Scheitelpunkt zwischen Tag und Nacht ungewöhnliche Erscheinungsformen erzeugen, nehmen wir sie wahr.
Ort des Geschehens – die größte Bildfläche, die unser Planet zu bieten hat und die unser menschliches Auge direkt und ohne technische Unterstützung bewusst erfassen kann. Gigantische Wolkenformationen bewegen sich mutierend in Zeitlupengeschwindigkeit durch exorbitante Lichträume und lassen illusorische Farblandschaften entstehen. Ein Sphärentheater nimmt seinen Spielbetrieb auf – fremd, bizarr und doch vertraut – und veranlasst uns unsere Köpfe nach oben zu richten, in diese sphärisch weiten Areale. Imaginäre Lichtkonstruktionen und ungewöhnliche Raumgebilde erwecken in uns Emotionen und Gefühle, über die wir nun die Universalität und Einzigartigkeit der Natur und des Kosmos spüren und erahnen können (siehe bei Media Books).
Mein Interesse galt weniger spezifischen Wolkentypologien oder wettertechnischen Erscheinungsformen. Mehr richtete sich mein Blick auf Licht- und Wolkenszenarien die spektakuläre Form- und Farbqualitäten entwickelten. Nur in einem kurzen Zeitraum der Dämmerung war diese Voraussetzung optimal, solche Bilder zu finden. Zufall und höhere Gewalt waren nicht selten meine Begleiter, wenn es um die Findung guter Motive ging. Mitunter brachte ein zeitlich gut geplantes Shooting nicht zwangsläufig auch das bessere Bildresultate hervor. Jeder Fotograf weiß, wenn das Wesen des natürlichen Lichtes die große Rolle spielt, sind Geduld und Warten, aber auch glückliche Umstände notwendig. So auch bei all den hier dokumentierten grandiosen Lichtszenarien, deren Magie einem unwillkürlich in ihren Bann ziehen.
„Dark Skies“ versucht mit de
r Struktur von vier Sequenzen die Pracht und Anmut dieser Sphärengebilde zu reflektieren. Jede Sequenz ist einer Erscheinungsfarbe gewidmet und durch die Spektralfarben blau, rot-violett, gelb und schwarz repräsentiert.
Die Blau Sequenz beschreibt die erste Phase des Übergangs vom Tag zur Nacht. Die hier vorwiegend noch blaue Erscheinungsfarbigkeit resultiert aus dem physikalischen Prinzip der Streuung des Sonnenlichts in den Molekülen der Erdatmosphäre. Das kurzwelligere blaue Lichtspektrum wird dabei wesentlich stärker gestreut als das rote und dominiert deswegen auch mit seiner blauen Farbe Das charakteristische intensiv-dunkle Himmelsblau während der Dämmerungsphase basiert auf dem Absorptionsverhalten des in großen Höhen vorherrschenden Ozons. Man spricht daher auch landläufig von der „Blauen Stunde“. In der Rot und Gelb Sequenz kommen ähnliche physikalische Lichtstreuungs- und Wellenprinzipien zum Tragen. In ihnen überwiegt die eine oder andere Grundfarbigkeit, weil bestimmte Absorptionsvorgänge des Lichtspektrum sie aufspalten. Erst die Sch
warz Sequenz als finale Phase in diesem Prozess zeigt letzte Restlichter, die nur noch wenig farbiges Licht transportieren bis schließlich die völlige Dunkelheit das komplette Farbspektrum verdrängt und eliminiert hat.
Opulente, aber auch feinste Lichtmodulation in Kombination mit den ungewöhnlichen Erscheinungsformen bizarrer Wolkenkonstellationen und -typologien machen den Reiz dieser „Sphärenfotografie“ aus. Wie in sensibelster Manier großer klassischer Malkunst präsentiert ein reales Weltdetail sich und seine gewaltige Schöpfungskraft.