Wood Work 1 – Wooden Skins

POSTED : March.2019

Das erste Thema der Werkgruppe „Wood Works” mit Titel „Wooden Skins“ zeigt Oberflächenbilder aus dem Borkenbereich verschiedener Baumarten. Fasziniert von der puren Optik des komplexen Biowesens Baum entstanden zwischen 2012 und 2017 unterschiedliche fotografische Portfolios. In diversen Werkgruppen stand das Objektmotiv Baum im Zentrum meines fotografischen Interesses. Unabhängig von seiner dominant ökologischen Bedeutung, bestimmten hier ausschließlich die visuellen Aspekte seiner vielschichtigen Gestalt das Sujet.

Die Baumarten sind für mich weniger relevant, als ihre konkrete fotografische Detailgestalt, die durch viele äußere Einflüsse und innerbiologische Prozesse erschaffen werden. Wundersame Texturen und Strukturen begeistern mich und stehen mir als isoliertes Sujet für die fotografische Reproduktion bereit. Feinst abgestufte Farbnuancierungen und fremdartige Linien und Vernetzungen überziehen den runden Borkenmantel und geben ihre Einzigartigkeit als bewunderungswürdige Charaktere preis. Hoch ästhetische Gebilde, die ihre Formqualitäten nicht nur durch ihren artspezifischen weichen Holzkörper erworben haben, sondern vielmehr durch mannigfaltige chaotische äußere Einwirkungen. Mutierende Flächenobjekte, die nur das Kameraauge fixieren kann. Es ist die Sichtbarmachung einer Ästhetik, die durch lange und latente Prozesse von Mutter Natur bestimmt werden. (Siehe Book Wooden Skin)

Das permanente Ausgesetztsein den Naturkräften Kälte, Wärme, Regen, Sonnenlicht und vielen anderen – schädigende – Umweltfaktoren setzt über lange Zeiträume hinweg eine formbestimmende Dynamik in Gang, die zusätzlich noch durch den mechanischen Einfluss von Tier und Mensch neue Dimensionen erfährt. Der Baum wird durch dieses Ausgeliefertseins und seinem Verharren in lebenslanger Passivität zu einer Art tragischen Figur. Seine hölzerne Haut wird zur Projektionsfläche von artspezifischen, physischen und biologischen Einflussnahmen, ist aber zugleich würdevoller Ausdruck seiner unendlichen Duldsamkeit. Es sind Zeitprägungen und Oberflächen-Physiognomien, die in unserem menschlichen Bewusstsein als Naturphänomene große Achtung und Bewunderung bekommen. Sie werden von unseren Augen als zeitlos schön und rätselhaft wahrgenommen. Ihre absichtslose Wohlgestalt lässt wahre Wertigkeit erkennen und macht sie zum vermeintlich paradoxen Sinnbild von Bestand und Wandelbarkeit.

Ihre Gestalt ist uns weder fremd noch zu exaltiert und trifft ohne Umschweife direkt ins Mark unserer rational überfrachteten Existenz. Zeigt unprätentiös die wohlige Freiheit und wilde Zügellosigkeit der Natur an sich. Trotz ihrer Bedeutungslosigkeit repräsentieren diese Materialtableaus ein großes, positives Stimulanzpotenzial. Als stiller Beobachter dieser verborgenen Sehstücke bedeutet dies für mich, dass ich jenes Gefühl verspüre, das ich sonst nur bei der Betrachtung eines außergewöhnlichen Kunstwerkes habe.